Pole Position

Vom 1. April bis 28. Mai 2023 zeigt der Kasseler Kunstverein eine Ausstellung von René Wagener.

Hochglanzkultur und maskuline Zerbrechlichkeit

Der Ausstellungsraum des Kasseler Kunstvereins wird von einer ca. 3 Meter hohen Ausstellungswand zerschnitten, die ein riesiges Vehikel erkennen lässt. Als imposante Skulptur teilt sie die angrenzende Wand und verkeilt sich in den Nachbarraum. Sie stellt sich den Besucherinnen und Besuchern gleich einem falschgeparkten Auto in den Weg. In ihrer Wand befinden sich Aussparungen, in denen beleuchtete Exponate zu sehen sind. So sind seine lackierten Vasen in einer Art Auspuffästhetik liegend in den ausgesparten Nischen angeschraubt. Die auffälligen Nieten auf der Ausstellungswand, die normalerweise an japanischen Autofelgen zu finden sind, hat Wagner eigens für die Ausstellung kommen lassen. 

Tuningszene versus Kunst?

An der Ausstellungswand hängen Bilder, die aus blechdünnem Aluminium bestehen und mehrere Lackschichten haben, aber auch Leinwände, die in altmeisterlicher Manier grundiert und mehrfach lackiert wurden. In ihren leuchtenden Farben erinnern sie an die Hotwheels-Ästhetik der 90er Jah. Unter „Pole Position“ versteht Wagner die eigene Ausgangsposition als Chronist und genauer Beobachter. Die Tuningszene auf den Nachbardörfern seiner Heimatstadt Hildesheim hat ihn schon immer fasziniert. Tausendfach hat er sie mit seiner Kamera festgehalten beim Warten an der Bushaltestelle.

In der Leidenschaft und Ausdauer der Menschen, die ihre Autos tunen und diese dann abends vor den Bushaltestellen außerhalb des Dorfes präsentieren, sieht der Künstler eine Parallele zur Kunstwelt, denn auch sie ist immer auf der Suche nach dem größten, schönsten und gelungensten Kunstwerk. Tuningszene in der Scheune versus Kunst im Atelier bzw. Tuningszene auf dem Parkplatz versus Kunst im Ausstellungsraum. Wagner kombiniert diese Welten miteinander in seiner in Meißner-Porzellan-Optik gestalteten Alufelge, die er obendrein in entsprechendem Muster bemalt hat.

René Wagner lebt und arbeitet in Kassel. Er hat Bildende Kunst an der Kunsthochschule Kassel studiert.


Über den Kasseler Kunstverein

Das jährliche Programm von bis zu vier Ausstellungen wird von einem kuratorisch arbeitenden Vorstand ehrenamtlich entwickelt und realisiert. Den Schwerpunkt bilden Einzelausstellungen überregionaler und internationaler Künstlerinnen und Künstler. Hinzu kommen zahlreiche Kooperationsprojekte wie die jährliche Medienkunstausstellung Monitoring, die Verleihung des Arnold Bode Preises der Stadt Kassel und des Kasseler Kunstpreises der Dr. Wolfgang Zippel Stiftung, Theaterprojekte, Performances und Konzerte.

Kasseler Kunstverein e. V.